Arzneimittelabhängigkeit gilt nach Tabaksucht als die zweithäufigste Form der Abhängigkeit in Deutschland – noch vor Alkohol. Nach Schätzungen sind etwa 1,9 Millionen Menschen betroffen. Zudem ist von einer hohen Dunkelziffer Gefährdeter auszugehen. Die multiprofessionelle „Berliner Initiative gegen Medikamentenmissbrauch“ wird während der Aktionswoche auf vielfältige Weise für das Thema sensibilisieren. Die Apothekerkammer Berlin unterstützt die Aktionswoche mit einem Gesprächsleitfaden und weiteren Materialien für Apothekenteams.
Etwa ein Drittel der Arzneimittel mit Missbrauchs- oder Abhängigkeitspotenzial, wie zum Beispiel Schlaf- und Beruhigungsmittel oder Schmerzmittel, werden nicht zur akuten Behandlung von Erkrankungen, sondern zur Suchterhaltung und Vermeidung von Entzugssymptomen angewendet. Da dieses Gefährdungspotenzial mit den Folgen für Betroffene und Angehörige in weiten Teilen unserer Gesellschaft oft nicht hinreichend bekannt ist oder nicht ernst genommen wird, ist eine individuelle Beratung und Aufklärung durch qualifiziertes pharmazeutisches Personal und eine enge interprofessionelle Zusammenarbeit wichtiger denn je.
Die 5. Aktionswoche gegen Medikamentenmissbrauch wird – wie in den Vorjahren – von der „Berliner Initiative gegen Medikamentenmissbrauch“ initiiert. Diese ist ein multiprofessioneller Zusammenschluss von Experteninnen und Experten aus unterschiedlichen Arbeitsbereichen. Die Initiative hat es sich zum Ziel gesetzt, die weit verbreitete, aber kaum beachtete Problematik des missbräuchlichen und abhängigen Konsums von Medikamenten stärker ins Blickfeld der Öffentlichkeit und von Verantwortungsträger:innen zu rücken sowie die Prävention von Medikamentenmissbrauch und -abhängigkeit strukturell voranzubringen und für einen verantwortungsvollen Umgang mit Medikamenten zu werben.
Die Aktionswoche hat das Ziel, das Thema in Köpfen der Gesamtbevölkerung und Fachwelt präsent zu halten und sie regelmäßig zur Reflexion ihres Umgangs mit Medikamenten anzuregen.
Die Apothekerkammer Berlin unterstützt die Aktionswoche mit einem Gesprächsleitfaden für Apothekenteams. Ziel ist, Betroffene zu identifizieren, ins Gespräch zu kommen und gegebenenfalls auf Informationsmaterial und Suchtberatungsstellen im jeweiligen Bezirk aufmerksam zu machen. Eine Übersicht über die Berliner Beratungsstellen sowie diverse Informationsmaterialien zu Medikamentenabhängigkeit finden Sie auf der Webseite der Berliner Fachstelle für Suchtprävention.
Diese und weitere Informationen zum Thema „Sucht beginnt im Alltag – Prävention auch“ (Schulungsfilm, Flyer für Patient:innen und Angehörige) stellen wir auch auf unserer Webseite bereit.