Wer braucht schon Apotheken?! Diese Frage grassierte in den 2020er-Jahren durch die Gesundheitspolitik. Einige Jahre später zeigte sich: Hätten die Apotheken und ihre Teams eine angemessene Vergütung bekommen, hätte das Apothekensterben verhindert werden können und Deutschland hätte durch die Apotheken vor Ort schon jetzt Gesundheitskompetenzzentren, die das angeschlagene System weiterhin versiert unterstützt und entlastet hätten. Zum „Tag der Apotheke“ lautet die klare Forderung: Apotheken müssen für das Überleben angemessen vergütet werden.
„Deutschland hat ungefähr 17.500 Apotheken, 703 davon in der Hauptstadt verortet. Das mag viel klingen, ist jedoch der niedrigste Stand seit 1979! Tagtäglich müssen Apotheken schließen, weil die wirtschaftliche Rentabilität nicht mehr gewährleistet ist und der Berufsstand insgesamt schlechtgeredet wird. Wenn sich in der Politik nicht jetzt etwas bewegt, leben wir bald in einem Land ohne Apotheken – ein Szenario, das niemand möchte“, sagt Dr. Ina Lucas, Präsidentin der Apothekerkammer Berlin.
Die 703 Apotheken vor Ort in Berlin sind bereits jetzt eine wichtige Stütze des Gesundheitssystems. Apotheker:innen und ihre Teams geben tagtäglich ihr Bestes, um die rund 3,8 Millionen Berliner:innen heilberuflich zu beraten, pharmazeutische Dienstleistungen anzubieten und Präventionsmaßnahmen zu erläutern. Der Verkauf von Arzneimitteln, oft als DIE Aufgabe der Apotheken wahrgenommen, ist nur ein Teil des Alltags. Lucas führt aus: „Die Frage ist: Will und kann die Bevölkerung wirklich auf die Apotheken vor Ort verzichten? Ist das politisch und gesellschaftlich gewollt? Wenn Ihr Kind nachts fiebert, die Rettungsstellen überfüllt und die Kinderärzte keine Akutsprechstunde anbieten: An wen können Sie sich vertrauensvoll wenden? Richtig, an Ihre Apotheke vor Ort. Wenn im Herbst/Winter die nächste Grippewelle kommt, sind es die Apothekenteams, die die Hausärztinnen und Hausärzte entlasten, indem sie die Grippeschutzimpfung verabreichen. Dafür braucht es keinen extra Termin. Der Unterschied: Die Apotheker:innen bekommen dafür eine deutlich geringere Pauschalvergütung.“
Lucas, die gemeinsam mit ihrer Geschäftspartnerin die Lichtenberg Apotheke betreibt, beteiligt sich selbst an dem Tag der Apotheke. Es ist nicht nur die Vergütung, für die sie heute einsteht, sondern auch für die Patientinnen und Patienten. Als Apothekerin erfährt sie jeden Tag aufs Neue, wie wichtig den Menschen „ihre“ Apotheke vor Ort ist. „Es sind auch die persönlichen Gespräche und unsere Leidenschaft für den schönsten Beruf der Welt, die uns gerade am Leben erhalten“, resümiert Lucas und ergänzt: „Aber es wäre essenziell wichtig, dass die Politik endlich aufwacht und nicht durch eine kontinuierliche Unterfinanzierung ein bewährtes und hocheffizientes System zerstört.“